Georg Schilling von Canstatt

Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon

von: Tade Matthias Spranger
aus: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XVII (2000), Spalten 1208-1210

Georg Schilling v. Canstatt, Großbailli des souveränen militärischen und Krankenpfleger-Ordens des hl. Johannes zu Jerusalem, zu Rhodos und zu Malta, * um 1490 in Neuffen, † 2. Februar 1554 auf Schloß Heitersheim.

Georg Schilling v. Canstatt, nach einer Zeichnung von Ernst SvC, 1905Sch. v. C. stammte aus einem alten schwäbischen Geschlecht staufischer Ministerialer. Sein Vater stand im Dienste des Grafen von Württemberg. Sch. v. C. trat im Alter von etwa 14 Jahren in den Orden ein. Entgegen anderslautenden Stimmen im Schrifttum stellt eine solche Aufnahme in jungen Jahren die Ausnahme dar. Sch. v. C. wird erstmals in einem Brief des Georg von Hirschfeld erwähnt. Dieser Freund Luthers machte 1517 ein Wallfahrt zum heiligen Grab und wurde bis Rhodos von einem »Jorge Schilling« begleitet.

Sch. v. C. war in Ansehung der türkischen Bedrohung nach Rhodos zum Kriegsdienst eingezogen worden. In den Kämpfen der großen Belagerung von Rhodos durch die Türken 1522 erwarb er sich erhebliche Verdienste. Die Erlebnisse dieser Zeit hinterließen bei ihm einen so bleibenden Eindruck, daß er sich später in seiner Kommende Heitersheim ein Wandgemälde mit einem Plan von Rhodos samt den Kriegsereignissen anfertigen ließ.

In den Jahren nach der Belagerung erhielt er nacheinander die Kommenden Sulz, Dorlisheim, Überlingen, Bubikon, Hall und Mergentheim.

Als der Orden nach dem Verlust von Rhodos heimatlos geworden war, bot Karl V. dem Orden an, Malta als Lehen zu übernehmen. 1524 wurde deshalb eine achtköpfige Ordens-Kommission von Viterbo aus nach Malta gesandt. Sch. v. C. vertrat in dieser Kommission  die Zunge Deutschland. Die 1527 getroffene Entscheidung des Generalkapitels, Malta als neuen Ordenssitz anzunehmen, wird allgemein auf den Einfluß von Sch. v. C. zurückgeführt, dessen Ansehen im Orden letztlich schwerer wog als der massive Widerstand der französischen Zungen (Auvergne, Frankreich, Provence) gegen die Wahl Maltas.

Am 13. April 1534 wurde Sch. v. C. Großbailli, also Oberhaupt, der deutschen Zunge innerhalb des Ordens. 1535 mußte er sich erneut auf militärischem Terrain behaupten, als er unter Karl V. am Feldzug gegen Chair-ed-Din Barbarossa teilnahm. Im Rahmen dieses für die Christen überaus erfolgreichen Unternehmens eroberte Sch. v. C. mit seinen Soldaten Tunis, wodurch etwa 20.000 christliche Sklaven befreit wurden. Weitere militärische Operationen folgten und hielten Sch. v. C. im Mittelmeerraum. Seine Beteiligung an den diversen Karawanen gegen die Freibeuter der Berberküste brachten ihm den Ruf eines der besten Befehlshaber des Ordens ein.

Von 1535 bis 1537 übernahm er den Posten des Gouverneurs von Tripolis. Als Inhaber dieses schwierigen Amtes wies er frühzeitig auf das Problem hin, die Festung im Falle eines ernstlichen Angriffs zu halten. Jahre später sollte sich die Richtigkeit dieser Einschätzung bewahrheiten. Im März 1541 folgte die Ernennung zum Generalkapitän der Galeeren. In dieser Stellung gelang Sch. v. C. die Gefangennahme Ibrahims. Dieser war der Vater des Piraten Kust Ali Abdul Rahaman. Im Austausch gegen Ibrahim gelangte schließlich der spätere Großmeister Jean Parisot de la Valette wieder in Freiheit.

Sch. v. C. erzielte aber nicht nur militärische Erfolge. Auch als hervorragender Diplomat hat er bei zahlreichen Gelegenheiten geschickt die Interessen des Ordens vertreten.

1546 kehrte Sch. v. C. nach Deutschland zurück und wurde nach Porträtmedaille Georg SvC, Rückseiteumfangreichen Verhandlungen über die ihm mit dem neuen Amt zufallenden Kommenden Großprior des Großpriorats von Deutschland mit Sitz in Heitersheim.

Auf dem Reichstag 1548 in Augsburg wurde Sch. v. C. in Anwesenheit aller Fürsten des Reiches der seltene Titel eines »Reichsfürsten« verliehen. Von diesem Ereignis zeugt eine Porträtmedaille Georg SvC, VorderseitePorträtmedaille, deren einziger Abguß sich heute in der Staatlichen Münzsammlung München befindet. Der Titel »Reichsfürst« wurde auf die 22 nachfolgenden Großprioren der Zunge Deutschlands vererbt.

Am 2. Februar 1554 starb Sch. v. C.. Weder ist überliefert, ob er auf Schloß Heitersheim oder bei einem seiner Besuche auf Malta verschieden ist, noch findet sich seine Grabstelle. Indes hat dieser Umstand dem Andenken an einen der bedeutendsten deutschen Ordensritter keinen Abbruch getan.

 

Literatur:

E. Rossi, Il Domino degli Spagnoli e dei Cavalieri di Malta a Tripoli, Rom 1937

Alfred Graf von Kageneck, Die deutschen Malteser und ihr Fürstentum Heitersheim, in: Deutsches Adelsblatt 56 (1938), Nr. 25, 834 ff.

P. Steinert, Das Fürstentum Heitersheim und das Johannitermeistertum in Deutschland, Berlin/Oderberg 1942

Ernst Kirchhoff, Der Souveräne Johanniter-Malteser-Ritter-Orden und sein deutsches Großpriorat Heitersheim, Münster 1949

Walter Schneider, Das Fürstentum und Johanniter-Großpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. Freiburg 1950

Hubert Graf von Waldburg-Wolfsegg/Adam Wienand, Der Orden auf Malta, in: Adam Wienand (Hrsg.), Der Johanniter-Orden/Der Malteser-Orden, Der ritterliche Orden des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem. Seine Aufgaben, seine Geschichte, Köln 1970, 195 ff. (210 f.)

L. Hecht, Heitersheim - Aus der Geschichte der Malteserstadt, Heitersheim 1972

Wolf-Dieter Barz, Georg Schilling von Cannstatt - Ein deutscher Johanniter auf Malta, in: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg, Mai 1984

Michael Galea, Die deutschen Ordensritter von Malta, Malta 1996, 41 ff.

Auszüge aus Nr. 65 des Familienbuches 1905

von: Ernst Freiherr Schilling v. Canstatt
aus: Geschlechtsbeschreibung der Familie Schilling v. Canstatt, Heidelberg 1905 (Details hier nachzulesen)

Georg II. Schilling von Canstatt, Großprior des Johanniterordens in Deutschland und erster Reichsfürst von Heitersheim.

Völlig sichere Angaben über Zeit und Ort der Geburt dieses bedeutendsten Sprossen seines Geschlechtes sind leider nicht vorhanden. Es ist anzunehmen, daß Georg Schilling etwa 1487 geboren wurde. Sein Vater Heinrich soll von 1492-1515 Vogt zu Vaihingen gewesen sein. Vielleicht war diese Vogtei nur ein Titel. Sein Heimwesen hatte Georgs Vater, der auch zu Kirchheim Vogt war, wie Nr. 53 gesagt, wahrscheinlich zu Neuffen, wo ebenfalls seine Grablege war, und sein Wohnsitz wäre dann jedenfalls das erwähnte "große Haus" in Neuffen gewesen. Es wäre also möglich, daß dies die Geburtsstätte des Johannitergroßbailli gewesen ist. Nach dem unten wiedergegebenen Text eines alten Chronikblattes soll Georg 1490 geboren sein.

1500 war er am Hofe Kaiser Maximilians und trat 1502 in den Orden ein. 1522 nahm er an der Verteidigung der Insel Rhodus gegen Soliman teil, nachdem im Jahr zuvor Belgrad in die Hände der Türken gefallen war, und der Islam begann auch im westlichen Mittelmer, in Algier und auf Sizilien, festen Fuß zu fassen, selbst Italien ernstlich zu bedrohen. Nach sechsmonatlicher Belagerung fiel 21. Dezember 1522 Rhodus den Türken in die Hände; die Ordensritter aber unter dem Großmeister Philipp Villiers de l’Isle Adam hatten freien Abzug. Sie ließen sich für die erste Zeit in Italien nieder, bis ihnen 1530 die Insel Malta als Wohnsitz übergeben wurde. Der Erwerb Maltas für den Orden sei vornehmlich das Ergebnis der Bemühungen Georg Schillings gewesen.

Von den vielen Quellen, aus denen wir Kenntnis über Georg Schillings Leben zu schöpfen vermögen, sind die wichtigsten:

Vertot, Histoire des chevaliers hospitaliers;
Die Zimmerische Chronik;
Christian von Osterhausen, Gründlicher Bericht vom ritterIichen Orden St. Johann von Jerusalem
und die außerdem im alten Familienbuch (1807) angeführten Werke.

In der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, N. F., X., 4 veröffentlichte Heinrich Meisner eine Sammlung Johanniterbriefe, unter denen zehn Briefe Georg Schillings die hervorragendste Stelle behaupten.

Über Georgs von Schilling weiteres Leben vom Zeitpunkt der Kapitulation der Insel Rhodus ab hat am einheitlichsten bis jetzt ebenfalls Meisner berichtet, dessen Ausführungen somit im folgenden wiedergegeben werden.

 

« ...Im April des Jahres 1534 wird Schilling zum Großbailli von Deutschland ernannt und nimmt bald darauf, im Mai 1535, an dem Zuge Kaiser Karls V. gegen Tunis teil, welcher mit der Einnahme des Hafenkastells dieser Stadt, Goletta, endete und den Raubzügen des kühnen Korsaren Chaireddin Barbarossa für kurze Zeit ein Ziel setzte. Da Tunis für letztern verloren war, wandte er sich mit ganzer Kraft gegen Tripolis, welches in Georg Schilling einen neuen, energischen Gouverneur erhalten hatte. Leider ist in den Briefen Schillings eine Beschreibung dieser Belagerung und des heldenmütigen Verhaltens der Besatzung, sowie ihres Führers nicht gegeben. Dem neuen Befehlshaber war die Stadt bereits von früher her bekannt; denn schon 1524 war er im Auftrage des Großmeisters dort gewesen und 1534 hatte er eben dahin Hülfstruppen geführt, als die Stadt während des Krieges gegen Tunis von den Korsaren bedrängt wurde.

Als Großbailli des Ordens war er zugleich der oberste Ingenieur desselben und dadurch hatte er einen klaren Blick darüber gewonnen, was an Befestigungen zu einer wirksamen Verteidigung von Tripolis fehlte. So gut es ging, wurden die Mauern und Türme ausgebessert, gerade rechtzeitig genug, um dem Angriff Chaireddins, der seine Truppen vor der Stadt bei dem Turme Alkaide gesammelt hatte, begegnen zu können. Mit seinen vierzig Rittern und kaum tausend Soldaten hielt sich Schilling mit der größten Ausdauer und Tapferkeit. Wielwohl die Feinde bis an die Mauern vordrangen, gelang es ihnen dennoch nicht, in die Stadt zu kommen. Bei einem solchen Versuche stürzte der Anführer Chaireddin von der Sturmleiter verwundet herab, und als dies seine Truppen sahen, wandten sie sich zu schleuniger Flucht. Tripolis war gerettet, aber die Schwierigkeit, es zu behaupten, war bei dieser Belagerung dem scharfblickenden Auge Schillings klar geworden. Vor allem störte der feste Turm Alkaide, in dessen Besitz die Türken geblieben waren, dann aber auch der Mangel an jeglichen außerhalb der Ringmauer liegenden Befestigungswerken, welche ein Flankieren des Feindes und plötzliche Ausfälle allein möglich machen konnten. Alle diese Mißstände setzte Schilling dem Großmeister in einem Schreiben auseinander. Aber gerade in dieser Zeit, in welcher drei Großmeister binnen kurzem wechselten, gab es kein Gehör für die Klagen von einem so exportierten Punkte, wie Tripolis, mehr. Endlich entschloß man sich im Rat, wenigstens den Turm Alkaide zerstören zu lassen, und beauftragte den tapferen General der Galeeren, Botigella, mit der Ausführung.

Das Unternehmen gelang mit Hülfe Schillings, der unter den arabischen Stämmen der Umgebung durch Unterhandlungen noch überdies einige Hülfstruppen geworben hatte, durch die er sogar, wie er in seinem Brief vom 24. Juli 1536 mitteilt, bewogen wurde, um Hülfe sich nach Malta zu wenden. Das Kommando Schillings nach Tripolis war von vornherein auf zwei Jahre berechnet gewesen, und so rüstete er im Winter 1537 zur Rückkehr nach Malta, schweren Herzens, denn er hatte die Stadt, die er in harten Kämpfen dem Orden erhalten, lieb gewonnen.

Zu neuen Taten ward Schilling bald darauf berufen, indem er seine Tapferkeit und sein kriegerisches Talent nicht hinter Mauern, sondern auf Schiffen im offnen Meer betätigen sollte. Zum General der Galeeren ernannt, kreuzte er im Sommer des Jahres 1541 zwischen Italien und Spanien, um die Küstenstädte gegen die immer kühner werdenden Korsaren zu schützen, und als im Herbst desselben Jahres Kaiser Karl V. den Zug nach Algier unternahm, um die Räuber in ihrem Hauptstützpunkt anzugreifen, war Schilling als Befehlshaber der Streitmacht, welche die Johanniter zu dem kaiserlichen Heere stoßen ließen, an hervorragender Stelle wiederum beteiligt. Bei einem Ausfall, welchen der türkische Gouverneur von Algier in einer stürmischen Nacht gegen die Belagerer unternahm, gelang es dem deutschen Helden, die Feinde bis zu der Mauer zurückzudrängen und sich dem Tore so weit zu nähern, daß er an der Spitze der Seinen selbst hätte durch dasselbe in die Stadt vorstürmen können, wenn nicht in diesem kritischen Augenblick das Tor geschlossen worden und dadurch einem Teil der ausfallenden Besatzung zugleich mit den anrückenden Johannitern der Weg in die Stadt versperrt worden wäre. In heldenmütigem Kampfe hielt sich die kleine Schar unter Schillings Führung auch dann noch, als aufs neue frische Truppen aus dem Tor vordrangen; nochmals gelangte er vorrückend bis zum Eingang der Stadt, aber hineinzukommen war nicht möglich, so daß er den Rest seiner stark zusammengeschmolzenen Abteilung zurückführen mußte. Während des nächtlichen Kampfes hatte auf dem Meere, wo die Flotte lag, ein heftiger Sturm gewütet, der über 100 Schiffe Karls V. vernichtete, darunter diejenigen, welche den Proviant des Heeres bargen. Da war an die Fortsetzung einer regelrechten Belagerung von Algier nicht mehr zu denken und Kaiser Karl entschloß sich zum Rückzuge. Die Johanniter deckten denselben. Mit unsäglicher Mühe gelangte das Heer an das Gestade, wo es wiederum Schilling war, der die übriggebliebenen Schiffe instand setzte, die Verladung der Truppen ordnete und die Rückfahrt leitete, indem er an der Spitze der drei übriggebliebenen Galeeren den Kurs nach Rupia, östlich von Algier, einschlug, wo die Flotte vorläufig Schutz fand. Bald darauf nach Malta zurückgekehrt, gönnte er sich nur so viel Zeit, um die Schiffe aufs neue zu rüsten; dann fuhr er sofort wieder aus auf die Korsarenjagd, kühn und glücklich. Als die türkischen Schiffe an den spanischen und italienischen Küsten die Macht der Johannitergaleeren fühlten, zogen sie sich nach den Häfen Nordafrikas zurück, wohin ihnen Schilling folgte, besorgt um die Erhaltung des Postens in Tripolis, dessen Schicksal ihm am Herzen lag. Wieder wie damals, als er selbst dort Gouverneur gewesen war, erkannte er die Schwierigkeit, den Ort ohne neue Befestigungen zu halten, und wandte sich nach seiner Rückkehr an Kaiser Karl selbst, um Hülfe zu schaffen. Allein eine solche blieb trotz mehrfacher Versprechungen aus und die Johanniter waren auf sich selbst angewiesen, wenn sie Tripolis halten wollten. Mit frischem Mut ging Schilling an dies schwere Werk. Im Anfang des Jahres 1543 verließ er mit einigen Rittern und sechzig von dem Orden ausgerüsteten Soldaten Malta und begab sich nach der von den Korsaren bedrohten Stadt. Unter Anwendung aller Hülfskräfte wurden die Befestigungen derselben erneuert und ausgebessert; Ritter und Ruderknechte legten gemeinsam Hand an. Dann verließ Schilling wiederum den Ort, ohne ihn aber aus den Augen zu verlieren, so daß er mit seinen Schiffen zur Stelle sein konnte, wenn ein ernstlicher Angriff geschah. Dennoch gelang ein solcher endlich in Abwesenheit Schillings; im Jahre 1545 ging die Festung in den Besitz der Türken über. Nicht lange darauf, 1546, verließ der kühne Held Malta und kehrte nach Deutschland zurück. Nach dem Tode Hattsteins war er zu dessen Nachfolger im Großpriorate ernannt worden, nicht aber ohne vorher in weitläufige Unterhandlungen darüber getreten zu sein, welche Kommenden ihn zu seiner neuen Würde zufallen sollten. ... 1548 wurde er von Karl V. in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben, wodurch sein Ansehen und seine Beliebtheit in Deutschland noch mehr wuchs. Aus dieser Zeit stammt eine treffliche Charakteristik des wackern Helden welche mit einigen Anekdoten aus seinem Leben die bekannte Zimmerische Chronik (ed. Barack) gibt. »

Meisner gibt nur einen Abriß der Erzählungen der Zimmerschen Chronik; doch mag es gewiß von Interesse sein, sie dem Wortlaut nach zu erfahren, zumal die Schreibweise der Zimmerschen Chronik ihre ganz besonderen Reize für jeden guten Deutschen haben muß, wenn man absieht von dem Klatsch, den sie wiedergibt.

« In wenig zeit darnach ist der guet Herr maister (Johann von Hattstein [Hattstatt]) auch gestorben 1546 ganz voller tag (d.h. fast 100 jahre alt), wie die geschrift vom Jakob sagt. Dem ist im regiment und standt nachgevolget herr Jörg Schilling so von jugend uf zu Rhodis in dem orden gewesen, vilen gueten handlungen beigewohnet und sich also gehalten, das er unter der deutschen nation domaln der fürnembst gewesen, derhalben er nit vergebenlichen oder unzeitig ist erwellet worden. Was für ein freundlicher, holdseliger herr er gewest, davon mag nit genugsam gesagt werden; menigclichen ist wol an ihm gewesen. Er war ganz liberal und costfrei, ließ es mit ehrenleuten, da es fueg hett, ufgeen, aber denen lutrischen predicanten war er ganz gram, er mocht von inen nit hören reden und vermaint ie, so er ein groser potentat, welt er mit solchen übelredenden predicanden kein andere straf fürnehmen, dann das er si uf die galeen welt schmiden und mit dem farrenriemen, da sie nit redlich zügen, wol erstreichen und abschmürben lassen. Das konnte er mit einer sollichen holtseligkeit herfürbringen, das sein meniglichen lachen mueste. Es het graf Jörg Helfenstain domaln sommerszeiten (1539) ein banket zu Speir in einem schönen Lustgarten vor der stat darzu het er den herren cammerrichter (vom Reichskammergericht: Wilhelm Wernher v. Zimmern), den herren Schilling, auch sonst andere vil ehrenleut auch berüeft. Under andern gesten war alda ein Westpheling, ein beisitzer, ainer von Amelunx, der ward gleich voll, wolt darnach sauledern und balgen. Er ward von graf Jörgen und andern vil darfur gebetten, die sachen auf dissmal ansteen zu lasen, der ehrlichen Gesellschaft zu verschonen und sich doch so gar nit zu vergessen. Aber es mocht sollichs alles nit erschiesen. Es hetten alle gest mit diesem unrüebigen, martialischen man zu thuen, der ain sagt das, der ander ain anders; der guet herr maister rüeft als: "Werft den vollen brueder die stegen hinab ! thuen im sonst nichts weiters!" Derselb wardt gleichwol übel tractirt und darvon geschlept. Aber der herr maister wolt nur man solt im die stegen hinab werfen, wolt sich auch sonst weiter nicht berichten lassen, unangesehen das es in eim garten war und gar kein stegen an der hand, an der sein mainung mit dem ungeschickten Saxenkerle het megen exequirt werden. Mermals hat er graf Wilhelm Wernhern den cammerrichter unversehrter weis zum morgen- oder nachtmal überfallen, auch zu zeiten bratten, kramatsfögel und anders auch gaeten welschen wein mitgebracht. Sie lueden einandern vil. Einsmals assen sie mit einandern in des cammerrichters haus, der herr maister redt von Rhodis der statt, wie die von dem Türken Solimanno belegert und beschossen worden, auch was sich daselbs weiters zugetragen. Nun vermaint er aber domals, er redte das in seiner behausung, do er die abkonterfetung der insel und statt an der wandt malen lasen, und zaicht an die wandt, sprechend: "Wie ir das an der wandt aigentlichen gemalet sehen", gleichwol das ein glate wandt und nichts daran gemalet ware. Er ist Kaiser Karln wohl bekannt gewesen und hat ein gnädigen Kaiser gehapt. Beschaint sich an dem, das der Kaiser ine vor allen churfursten und fürsten uf dem grosen reichstag zu Augspurg so hoch berüempt und gelobt het von wegen seiner güeten thatten, die er wider die Türken, Moren und andere ungleubige uf dem meer vilmals bewisen gehapt. Uf solichem grosen reichstag zu Augspurg sollt er seine regalien empfahen, auch anderer sachen, sein orden belangen, verrichten. Begab sich uf ein zeit, das in der Kaiser ernstiglichen erfordern liess. Nun war er aber domals bei eim banket gewesen und het ein gueten drunk, also das ihn die herren und grafen nit gen dorften lasen. Es ward der Kaiser mit listen aufgehalten bis der herr maister ein wenig ussgeschlafen. Darauf ist er zum Kaiser gangen und, wie man sagt, wol bestanden, auch seine sachen nach gelegenhait wol verricht.»

Heinrich Meisner schließt seine Lebensbeschreibung Georg Schillings mit den Worten: «Im Sommer (dem Urkundenblatt nach aber am 2. Februar) 1554 starb Georg Schilling zu Heitersheim, der größte Held, der bekannteste und verehrteste Mann, den der Johanniterorden deutscher Zunge unter seinen Mitgliedern gehabt hat».

files/images/branches/south/wappen_heitersheim.jpgNach einer unverbürgten, dann und wann auftauchenden Meinung soll Georg Schilling im Dom zu Speyer seine letzte Ruhestätte gefunden haben, was sehr fraglich wäre.

Soweit erscheinen, was diese betrifft, die Darstellungen der Zimmerischen Chronik ansprechend und ergötzlich; doch ihre Schlußbetrachtung über Georg Schilling klingt bedenklicher. Sie gibt uns wohl eine ziemlich deutliche Erklärung dafür, warum keine Spur eines Grabmals die letzte Ruhestätte dieses größten aller Johanniter deutscher Zunge bezeichnet.

Nach einem alten Urkundenblatt ist er am 2. Februar 1554 zu Heitersheim gestorben und unterliegt wohl keinem Zweifel, daß er auch allda bestattet worden ist. Sein Wappen ist an der Südfront des dortigen Johanniterkanzleigebäudes von der Poststraße aus zu sehen.