Ursprung des Westlichen Stammes

Der Legende nach war der Enkel von Heinrich, der ebenfalls Heinrich hieß, ein fahrender Ritter. Urkundlich erwähnt wird er 1284 zu Lahnstein als Heinrich „Broitsac“. Er soll aber nur drei Jahre überhaupt in Lahnstein gewesen sein und den Rest in der Fremde zugebracht haben. Unabhängig, ob diese Legende stimmt oder nicht, hat sie doch einen wahren Kern; aus dem niederrheinischen Raum strömten viele Siedler in den ehemals wendischen Osten, also in das Gebiet der heutigen neuen Bundesländer. Dabei wurden ritterblütige Dienstmänner besonders gebraucht, da die neuen Territorien des Reichs organisiert und gesichert werden, wobei man naheliegenderweise auf Söhne bewährter Familien zurückgriff. So tauchen bereits 1285 und 1288 Teodoricus und Fridericus Schilling im Raum Halle/Saale als Dienstleute auf. Ihre Nachfahren waren Lehensträger im Raum Landsberg bei Halle, was sie in Beziehung zu den aufstrebenden Wettinern stellt. Markgraf Dietrich von Landsberg war interessanterweise Herr der Burg Altenwied bei Neuwied, in deren Umgebung die Schilling sich später ebenfalls belegen lassen. Schließlich teilte sich der Landsberger Stamm ungefähr 100 Jahre später mit den vier Brüdern Kuno, Thilo, Erhard und Martin in drei verschiedene Linien; in den Anhaltinischen, den Lausitzischen und den Rochlitzer Hauptstamm.

Für den Stamm West gibt es eine Vielzahl überlieferter Familienwappen, von denen drei besonders hervorgehoben werden sollen. Die beiden ältesten Wappen sind das Schild mit dem Meißnischen Löwen einerseits, welches die Rochlitzer, Freiberger und Schneeberger Schilling führten und das Bindenschild mit den zwölf „Schillingen“, des Kleckewitzer Astes. Dem Löwenwappen fügten die jeweiligen Linien interessanterweise eigene Erkennungszeichen bei. So wuchs aus der Helmzier der Schneeberger ein alter Bergmann in Anspielung ihres Gewerbes, während die Rochlitzer das Schild teilten und selbstbewusst das Phantasiewappen des legendär-biblischen Weisen Caspar aus dem Morgenland hinzufügten, in dessen Nachfolge sich die mittelsächsischen „Caspariden“ verstanden.

Berühmt ist aber besonders das Wappen der schlesischen Linie, welches aus Prestigegründen seit ca. 1700 von Jacob Friedrich Schilling auf Zscheila und Proschwitz und dessen Nachfahren geführt wurde. 1729 erhielt seine Linie dazu die kaiserliche Bestätigung. Bei der ersten Gründung des Familienverbandes wurde jenes Zeichen, dass auf Rot in einem grünen Kreis ein dreifach gefächertes Lindenblatt zeigt, zum Symbol des Gesamthauses erhoben, eine Funktion, die es heute zumindest noch für den Stamm West innehat.

Eric Bawor

Das Wappen des Westlichen Stammes

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