Weißer Unterstamm

Der Anhaltinische Hauptstamm

Hans (etwa 1421 bis 1480) heiratete Ursula von Kleckewitz. Mit der Eheschließung wurde er Besitzer des Rittergutes Kleckewitz (Kleckewitzer Ast) bei Raguhn (heute Sachsen-Anhalt). 1452 kaufte er dazu das Gut Löberitz im Fürstentum Anhalt. In der Nähe heißt noch heute eine Siedlung „Schillingsbusch“. Jobst Schilling stand um 1610 in Diensten des Fürsten von Anhalt-Köthen und kam so in den Austausch mit seinem Vetter Friedrich v. Schilling aus der schlesischen Linie, der ebenfalls in die Dienste des Fürsten trat und dessen rastlose Tätigkeit der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ zum Erfolg verhalf.

Sein Nachkomme Christian Ludwig III (1698 bis 1736) traf als Gesandter 1734 in Dresden auf seinen gleichnamigen Vetter aus dem Hause Proschwitz. Leider fiel das Gut Kleckewitz nach 1736 der Kaufwut des Fürsten von Anhalt-Dessau zum Opfer, der in seiner Regierungszeit den landsässigen Adel praktisch vertrieb.

Ein Nachkomme seines Bruders Karl August, Karl (1809-1874), ließ sich deshalb 1833 in Riga (heute Lettland) nieder.

Seine Enkel blieben im Baltikum: Carl Otto Wilhelm von Schilling (1872 bis 1954) war von 1927 bis 1939 Professor für bürgerliches Recht am Herder Institut in Riga. Sein Bruder Otto (1874 bis 1929) wirkte als Journalist und Dichter in Riga und Gustav (1875 bis 1934) als Oberlehrer in Riga und in Reval/Tallinn an der Domschule.

Sein Sohn Karl fiel 1941 in Russland. Damit war dieser Ast der Familie im Mannesstamm ausgestorben.

Ältere Linie Rochlitz

Bereits Kuno und seine Brüder hatten in enger Verbindung mit Leisnig und dem dortigen Kloster Buch gestanden. Die Chemnitzer Teilung von 1382 bewog nun einen Teil der Familie dauerhaft in den mittelsächsischen Raum überzusiedeln, genauer nach Rochlitz, welches Markgraf Wilhelm I. zu einer prächtigen Residenz ausbauen ließ. Um Rochlitz herum lagen dabei sechzehn Saupengüter, welche ein Bindeglied zwischen der Residenz und der Landschaft darstellten und zu verschiedenen Diensten durch den Landesherren gebraucht wurden. Bemerkenswert ist hierbei, dass durch diese eigentümliche Institution der Saupen, die auf eine wendische Einrichtung zurückgehen sollen, der ursprüngliche Dienstmannencharakter der Inhaber der Saupengüter erhalten blieb, während andernorts die Dienstmannenfamilien nach 1400 entweder in den niederen Adel „auf-“ oder in das Bauerntum „abstiegen“. Die Gruppe der Rochlitzer Saupen bildete dagegen eine gesellschaftliche Gruppe zwischen dem Adel und den Bauern. Wie ein erhaltener Grabstein von 1648 belegt, zählten die Saupen zur Ehrbarkeit und führten das Prädikat „ehrbar“.

Simon I. (ca.1390 bis 1457) war ein wohlhabender Bürger und testierte für wohltätige Stiftung, die bis nach 1845 bestand. Der Priester Johannes (um 1450) war schließlich Vikar im Domkapitel Naumburg und der erste der Familie, der nachweislich geistliche Würden erlangte. Pauel I. und Hans (beide um 1465) ordneten die Verhältnisse der Region nach den Hussitenkriegen, Pauel als Ratsherr zu Leisnig, Hans war beauftragt mit dem Stadtbau in Mittweida und der Wiederbesiedlung durch die geflohene Bevölkerung. Caspar II. (ca. 1470 bis 1532) war Landrichter im Amt Rochlitz, von seinen Söhnen Matthes und Simon II. stammen u.a. jeweils die noch heute blühenden Linien der Häuser Aitzendorf, Pegau und Norwegen ab. Caspar III. (ca. 1525 bis 1591), ein Neffe des Landrichters, war evangelischer Pfarrer zu Finsterwalde, wo sein Bildnis seit 1592 die Besucher der Kirche grüßt. Gemalt wurde es durch seinen Sohn Adam d. Ä., der sich im Hintergrund mit auf dem Bild verewigt hat. Er ist auch der Schöpfer der prächtigen Decke der Kirche zu Geithain und begründete eine Malerwerkstatt in Großenhain, die bis in das angehende 18. Jahrhundert bestand.

Paul II., ein Enkel von Simon II. siedelte nach seinem Studium nach Pegau, wo er die Witwe des Bruders eines Studienkollegen heiratete. Sein gleichnamiger Enkel Paul III. wurde schließlich Archidiaconus zu Pegau. Andreas II (1584 bis 1645), der Sohn von Pau II., hatte zwölf Kinder.

Der Urenkel seines zwölften Kindes, Andreas II, nämlich Jakob Friedrich III (1754 bis 1840), der im damals dänischen Hamburg-Altona lebte, trat 1773 als Generalfeldzeugmeister in Kgl. Dänische Kriegsdienste. Er gründete damit das Haus Norwegen, das heute noch blüht. Ein bedeutender Nachkomme ist der seliggesprochene Karl Maria Schilling.

Jüngere Linie Freiberg

In Freiberg erwarben die Schilling mit Peter im Jahr 1422 das Bürgerrecht. Sie gehörten zu den Ratsgeschlechtern ab 1452. Darüber hinaus waren sie überwiegend in der Fleischerzunft tätig und standen dieser im Rat bereits ab 1433 regelmäßig vor. Im Jahr 1564 erwarben die Brüder Martin und Antonius das Rittergut Kleinopitz durch Belehnung und bezeichneten sich fortan als „von Schilling“. Nach deren kinderlosem Tod im Jahr 1580, bzw. 1586 fiel dieses Gut, zu dem auch die Dörfer Niederhermsdorf und Halsbach gehörten, zurück an den Kurfürsten, der es anderweitig vergab. Selbstbewusst beanspruchte jedoch der Freiberger Fleischer Gregor Schilling der Ältere das Rittergut als Erbe, wurde jedoch abgewiesen. Im Jahr zuvor hatte dessen Sohn, Gregor Schilling der Jüngere erst das Rittergut Schönfeld bei Dresden, sowie ein üppiges Geldlehn erhalten, was bei der Entscheidung des Lehnhofes vermutlich eine Rolle gespielt hat.

Gregor der Jüngere war bis 1585/1586 kurfürstlicher Kammermeister im Dienst von Kurfürst August, anschließend bis zu seinem Tod kurz darauf Oberhüttenmeister in Freiberg. Seine Erben verkauften schließlich Gut und Schloss Schönfeld und investierten weiter in den Bergbau. Nach dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts verlieren sich die Spuren dieser Linie, die vermutlich erloschen ist, in der heutigen Slowakei in Košice.

Linie Schneeberg / Frankfurt/Oder

Ein Zweig der Familie engagierte sich besonders im Bergbau. Die Nachfahren von Matthes (nach 1500 bis 1561), der in Eisleben lebte und Beziehungen zur Familie Luthers unterhielt, investierten erfolgreich im Bergbau und waren überregional tätig. Dabei folgten sie dem „Berggeschrei“ nach Schneeberg, wo sie mehrere Gruben betrieben.

Den erworbenen Reichtum nutzte dessen Sohn, Jakob I. (1544 bis 1611), dazu, 1587 in Schneeberg im Erzgebirge das "Handelshaus J. Schilling" zu gründen. Seine Söhne und Enkel führten die Filiale in Frankfurt/Oder bis 1690 zur Blüte.

Sein Nachkomme Friedrich Jakob IV. (1660 bis 1742) siedelte nach Dresden um und wurde ein hoher Beamter am Hof August des Starken. Von ihm ist im Staatsarchiv Dresden eine umfangreiche Korrespondenz, u.a. mit dem Minister von Flemming erhalten. In Erinnerung blieb er uns jedoch durch die Erwerbung einiger Rittergüter. Nach dem Gut Proschwitz bei Meißen wird das von ihm abstammende "Haus Proschwitz" genannt. Außerdem stiftete er die Familiengruft in Meißen-Zscheila.

Sein Sohn Christian Ludwig III (1691 bis 1742) trat 1729, nachdem er von Kaiser Karl VI. eine Kaiserliche Reichsadelsbestätigung mit "von" erhalten hatte, in Österreichische Kriegsdienste ein. Die Bestätigung des Reichsadels hatte er auf Verweis der Fortführung der schlesischen Linie erbracht. Er machte sich als Kapitän im Inf.-Reg. "Graf Merci" einen besonderen Namen, als er die türkischen Linien auf der Donau durchbrach.

Adam, der älteste Bruder von Christian, erbte die umfangreichen Besitzungen der Familie. Er ist auch Stifter der umfangreichen Schillingschen Familienbibliothek.

Sein Enkel Friedrich Gustav schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte und war Ersteller des Stammbaumes 1807/27. Bemerkenswert ist u.a., dass er sich im napoleonischen Krieg 1806 bei Jena mit seinem Bruder, dem damaligen französischen Oberstleutnant und späteren General Friedrich Ludwig, auf dem Schlachtfeld traf.

Friedrich Gustavs Enkel Johannes (1828 bis 1910) ist der berühmte Erzgießer. Er schuf u.a. die Vier Tageszeiten in Dresden, das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim, das König-Johann-Denkmal, das Panther-Gespann auf der Semper-Oper in der sächsischen Hauptstadt und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Hamburg.

Eric Bawor